Reflexintegration

Frühkindliche Reflexe und ihre Integration sind ein Thema, dem zu Recht immer mehr Beachtung geschenkt wird

Sie sind grundlegender Bestandteil der motorischen Entwicklung und des Aufrichtungsprozesses eines jeden Menschen. Diese angeborenen, auf bestimmte Reize stereotyp ablaufenden Bewegungsmuster bilden die Bewegung des Fötus und des Neugeborenen. Sie spielen eine maßgebliche Rolle vor, während und nach der Geburt, sichern durch den Such-, Saug- und Schluckreflex das Überleben des Neugeborenen und ermöglichen die Ausgestaltung und Festigung der Nervenbahnen zwischen Gehirn(arealen) und Körper

Frühkindliche Reflexe müssen sich entwickeln und intgegrieren. Ihre Präsenzphase ist zwingend nötig, um motorisch, neuronal und in Folge auch emotional zu reifen. Das erste Lebensjahr – die Zeit bis zum Stehen und Gehen -, ist eine entscheidende Phase für die Reflexintegration.

Jegliche Störung in ihrer Entstehungs-, Präsenz- und Integrationsphase kann Entwicklungsverzögerungen zur Folge haben, die sich im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter auf vielfältige Weise zeigen können. Als Erwachsene haben wir häufig gelernt, Kompensationsstrategien zu entwickeln, um einen akzeptablen Umgang mit den Symptomen zu finden. In schlechter Körperhaltung und ihrem Einfluss auf Schmerzentstehung bleiben sie jedoch beobachtbar. Mit zunehmendem Alter, wenn im Allgemeinen die Energie nachlässt, brechen die Kompensationsmechanismen zumeist wieder auf und sind nur unter großer Anstrengung aufrechtzuerhalten. In jedem Fall sind nicht integrierte frühkindliche Reflexe ein Energieräuber, der verhindert, dass wir aus unserer gesunden Mitte agieren können. Das trifft auf jedes Lebensalter zu.

Die motorische Entwicklung folgt einem inneren Plan und geschieht, bei ungestörtem, gesundem Verlauf der einzelnen Schritte, naturgemäß ohne unser willentliches Zutun.

Eine Einflussnahme zur Beschleunigung motorischer Entwicklungsschritte, z.B. das Kind hinzusetzen oder an der Hand laufen zu lassen, wenn es dies noch nicht eigenständig kann, ist ein störender “Eingriff” in diesen bedeutenden Reifeprozess. Hier ist Elternberatung eine wertvolle Unterstützung! Denn Wissen befähigt zu bewussten, lebensdienlichen Entscheidungen.

Motorische Restreaktionen von frühkindlichen Reflexmustern können auf eine Unreife des zentralen Nervensystems hindeuten und einen Einfluss auf Lernen, Wahrnehmung, Verhalten, Körperhaltung und Bewegung haben.

Auffälligkeiten, die im Zusammenhang mit nicht integrierten frühkindlichen Reflexen wiederholt – besonders im schulischen Kontext – beobachtet werden:

• Fehlendes flüssiges Lesen, Schreiben und Rechnen

• Kurze Konzentrationsspanne, hohe Ablenkbarkeit

• Probleme mit Koordination und Gleichgewicht

• Fein- und grobmotorische Schwierigkeiten

• Körperliche Unruhe, Hyperaktivität, übermäßige Schreckhaftigkeit

• Auffälligkeiten im Verhalten und Probleme mit der Emotionsregulation

• Schlechte Körperhaltung, fehlende oder übermäßige Körperspannung

Es gibt unterschiedliche  Ansätze, Konzepte und Herangehensweisen in Bezug auf die Integration und Überprüfung persistierender Reflexe. Ziel ist die körperliche Zentrierung und Tonusregulation, die in fein abgestimmten, individuellen Schritten angebahnt wird